In Hundekreisen reden alle immer von der sogenannten Auslastung und wie wichtig sie doch für Hunde allgemein sei.
Tja, was genau ist damit gemeint?
Das du stundenlang mit uns Gassigehen oder uns am Fahrrad neben herlaufen lassen oder mit uns durch Feld und Flur joggen sollst ? Oder wie oder was ?
Sicher gibt es viele Rassen, die diesbezüglich nicht so anspruchsvoll sind und vielleicht auch mit normalen Gassigehen durchaus zufrieden sind. Ich denke da z.B. an die lustigen Mopsgesichter. Oder auch welche, die nur mäßig davon brauchen, wie sicher die meisten Hunde.
Mit einem Dobermann hast du es jedoch mit einem völlig anderem Kaliber zu tun. Wir sind wahrhaft echte Gebrauchshunde und wie das Wort schon sagt, wollen wir auch gebraucht werden und lechzen danach für und mit dir einen Job zu erledigen.
Unser enormes Temperament und sehr hohe Intelligenz muss sich irgendwo ausleben können, wenn du nicht möchtest, dass wir aus Frust, Langeweile und Unterforderung anfangen Unarten zu entwickeln und z.B. auf eigene Faust jagen gehen, deine Wohnung mit unseren Zähnen umdekorieren oder du uns kaum noch im Zaun halten kannst, weil unser mega Temperament an der Leine regelrecht explodiert, natürlich bevorzugt dann, wenn es für dich gerade peinlich wird, darin sind wir Weltmeister.
Wie aber kannst du uns denn nun „auslasten“.
Da gibt es sicher unzählige Varianten. Wichtig ist für uns, dass du zum einen etwas mit uns machst, was unser Köpfchen zum glühen bringt, also die sogenannte geistige Auslastung.
Dazu zählen z.B.:
Konzentrierte Unterordnung laufen, wie sie in der Begleithundeprüfung und im Hundesport üblich ist. Dabei müssen wir uns auf dich konzentrieren, um immer schön auf deiner Höhe mitzulaufen und kleinste körperliche Signale von dir lesen, um rechtzeitig in eine Kehrtwende mitzugehen usw. Auch eingebaute Kommandos wie Sitz, Platz, Steh usw. wird uns abverlangt.
Intelligenzspiele, wie Hütchenspiel oder auch spezielle Intelligenzspielzeuge, wo wir uns Futter erarbeiten können.
Uns Kunststücke beibringen wie eine Acht durch deine Beine laufen, Pfötchen geben und vieles mehr
Nasenarbeit, also alles wo wir konzentriert durch Einsatz unserer Nase zum Ziel kommen. 20 Minuten Nasenarbeit machen uns genauso platt wie ca. 1,5 Std. am Fahrrad laufen oder Joggen. Zur Nasenarbeit zählen z.B. die nun noch folgenden Punkte:
Suchspiele, wo wir einen Futterdummy, Leckerchen, Spielzeug oder auch Familienmitglieder suchen dürfen
Fährtenarbeit /eine zuvor gelegte Duftspur verfolgen
Mantrailing /als Personenspürhund versteckte oder vermisste Personen finden
Zielobjektsuche (ZOS) /versteckte Objekte suchen, wie ein Radiergummi, Kugelschreiber, Schlüssel und vieles mehr.
Und dann brauchen wir auch körperliche Auslastung, sprich, etwas, wo wir so richtig Dampf ablassen und uns austoben können.
Wie z.B.:
über Hindernisse springen
um Dinge auf Kommande drum herumlaufen
mit dir Joggen, am Fahrrad oder Pferd laufen
mit Volldampf in eine Beißwurst oder einen Beißarm springen
Dinge Apportieren
beim Gassigehen mit Speed weitläufig über die Wiese toben dürfen, am besten noch mit Hundekumpels
Zerrspiele. Oh ja, die liebe ich besonders
verschiedene Hunde-Zugsportarten
Für die körperliche und geistige Auslastung bieten sich die zahlreichen Hundesportarten bestens an.
Unseren Anlagen entsprechend sind wir sicher im IGP (Internationale Gebrauchshunde Prüfung/sOrdnung) am besten aufgehoben, da wir hier neben dem Wachen auch unseren Beutetrieb ausleben dürfen. IGP wurde vor dem 01.01.2019 IPO genannt. Vereinfacht gesagt ist damit Schutzhundesport gemeint.
Es gibt aber alternativ noch viele andere tolle Hundesportarten, wo sicher jeder für sich etwas passendes finden dürfte.
Zu nennen wären da beispielsweise THS/Turnierhundesport, Geländelauf (Canicross), Obedience, Rally Obedience, Agility, Dogscooting, Discdogging (Hundefrisbee), Bikejöring, Mantrailing, Flyball, Dogtrekking. ZOS (Zielobjektsuche) und vieles mehr.
Also runter vom Sofa und macht etwas mit uns. Danach genießen wir das entspannte Chillen daheim gemeinsam um so mehr und du hast einen glücklich schnarchenden Hund neben dir.
Aber Achtung, auch ausreichende Ruhephasen sind im Gegenzug ebenfalls sehr wichtig!
Also bitte nun nicht meinen, du müsstest den ganzen Tag etwas mit uns tun.
Gerade wir Dobermänner werden sonst schnell auch überdreht, wenn du es zu sehr übertreibst, gerade mit der körperlichen Auslastung.
Gerade daheim ist auch Ruhe und Entspannung angesagt!
Mein Frauchen musste auch für mich erst den richtigen Mittelweg finden und hat es am Anfang vielleicht manchmal zu gut gemeint.
Wir handhaben es mittlerweile z.B. folgendermaßen:
2 mal die Woche sind wir auf dem Hundeplatz und machen dort Hundesport im Verein. Wir haben uns für THS/Turnierhundesport inkl. Geländelauf (Canicross) und Rally Obedience entschieden, was uns auch sehr viel Freude bereitet.
1 mal am Tag macht Frauchen mit mir meist für ca. 15 min Übungen für den Hundesport oder zeigt mir hier und da ein neues Kunststück. An Tagen, wo wir auf dem Hundeplatz trainieren jedoch nicht. Jeden Tag gehen wir, neben nur kleineren Pipimachrunden, einmal eine große Runde von mind ca. 1-2 Stunden, wo Frauchen hin und wieder kleine Dinge mit mir macht, wie z.B. mal gemeinsam oder auch ich allein über einen Graben oder Baumstämme hüpfen.
Dann verstecken sie schon mal unbemerkt meinen Spielball und ich muss ihn suchen. Oder sie schicken mich um Bäume, Stromkästen oder Windräder drum herum.
Hinter geworfenen Bällchen herlaufen und es holen mag ich besonders gern. Geht auch super mit gefundenen Tannenzapfen.
Stöckchenwerfen ist wegen der Verletzungsgefahr aber tabu!
Natürlich wird das genannte nicht alles in einen Gassigang gepackt.
Wir setzen uns im Gegenzug schon mal zwischendurch einfach nur auf eine Wiese und chillen kurz.
Die meiste Zeit des normalen Gassigangs darf ich aber einfach schnüffeln gehen und die „Hundezeitung“ lesen. Schließlich muss man als Hund ja auch einfach mal nur Hund sein dürfen. Und man will ja wissen, welcher Kollege oder welches Tier wann und wo hergelaufen ist und ebenfalls ein Autogramm für diese da lassen, damit die anderen ebenfalls wissen, dass ich da war. Toll ist natürlich auch, wenn man auf andere Hundekumpels trifft und mit ihnen toben darf. Am Abend füllt meist mein Herrchen Leckerlis in meinen Futterball oder anderes Futterspielzeug, welche ich dann genüsslich raushole. Bei sehr schlechtem Wetter wird der Futterdummy im gesamten Haus versteckt, den ich dann mit Eifer suche. Damit bin zumindest ich sehr zufrieden und daheim ein ruhiger und sehr ausgeglichener Hund. Daheim wird ansonsten viel gechillt, gedöst, gekuschelt und geschlafen, als wichtiger Gegenpol zum Training auf dem Hundeplatz und sonstiger Aktion draußen.
Wenn wir Dobis allgemein ausgelastet sind, ist es übrigends nicht schlimm, wenn ab und an mal ein Tag dazwischen ist, wo nicht viel mit uns gemacht wird. Mach dir daher keinen Stress, wenn du mal viel um die Ohren hast. Auch das ist bei mir z.B. kein Problem, dann chill ich halt gemütlich und gut.
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